Patrick Kunz sieht in der geplanten Elektrifizierung von Ahrtalbahn und Eifelstrecke eher eine verpasste Chance für Rheinland-Pfalz
MAINZ. Dass Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Klimaschutzministerin Katrin Eder die Ausbaupläne für Ahrtalbahn und Eifelstrecke als „Meilenstein im Klimaschutz“ bezeichnen, kann Patrick Kunz, klimapolitischer Sprecher der FREIE WÄHLER-Fraktion im Landtag Rheinland-Pfalz, nicht nachvollziehen. Laut einer gestern veröffentlichten Erklärung hat das rheinland-pfälzische Umweltministerium mit der Deutschen Bahn und dem Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord (SPNV Nord) einen Finanzierungsvertrag zur Elektrifizierung besagter Abschnitte geschlossen.
Zusätzlich zu den Mitteln aus dem Wiederaufbaufonds für die Wiederherstellung der Bahnstrecken investieren Bund und Land laut Dreyer insgesamt 388 Millionen Euro in die Elektrifizierung der beiden Strecken – davon 80 Millionen Euro aus Landesmitteln. „Nach der Zerstörung in Folge der Flutkatastrophe im letzten Sommer muss die Strecke ohnehin dringend wiederaufgebaut werden. Dass dies nun als Meilenstein im Klimaschutz verkauft wird, finde ich grundlegend falsch“, so Kunz.
Der klimapolitische Sprecher sieht hier eher eine verpasste Chance für das Land. Schließlich hätten die Mitglieder des betreffenden Ausschusses bereits im Oktober 2021 über diesen Bereich der Strecke und die baulichen Herausforderungen bei einer Elektrifizierung gesprochen. „Damals verwies ich auf die Wasserstoffmodellregion in Nordrhein-Westfalen, da die Eifelstrecke an diese Region angeknüpft ist. Staatssekretär Dr. Erwin Manz sicherte zu, die Eifelstrecke in die Wasserstoffstrategie einzubeziehen“, erklärt der klimapolitische Sprecher. Nun sei aber offenbar keine Rede mehr von Wasserstoffstrecken in Rheinland-Pfalz. „Der Meilenstein im Klimaschutz bleibt folglich aus. Die Strecke wiederherzustellen und dabei zu elektrifizieren, ist kein Durchbruch und entspricht auch nicht dem Willen der Bewohner im Ahrtal. Die finden die Verdrahtung der Strecke nicht schön – Wasserstoffzüge hätten hier eher dem Bürgerwillen entsprochen“, ergänzt Kunz.
Ein Meilenstein wäre es für den klimapolitischen Sprecher vielmehr gewesen, wenn durch eine Sektorkopplung der überschüssigen Windkraft in der Region Wasserstoff produziert werden würde, um ihn anschließend für den ÖPNV einzusetzen. „Damit hätte sich Rheinland-Pfalz seine erste eigene Wasserstoffstrecke ermöglichen können“, verdeutlicht Kunz.
Nichtsdestotrotz freue er sich über die Anbindung der Regionen an das ÖPNV-Netz. „Abschließend bleibt allerdings zu hoffen, dass die Elektrifizierung der Strecke auch mit den neuen, modernen Stellwerken ausgestattet ist – und somit fit für die digitale Zukunft wird. Immerhin wird diese Modernisierung im Streckenabschnitt zwischen Speyer und Wörth dieses Jahr durchgeführt“, zeigt Kunz auf.