Wefelscheid informiert sich auf eMobility Days bei Daimler Trucks
MAINZ/MANNHEIM. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat den Energiesektor weltweit – vor allem aber in Deutschland – von Grund auf verändert. Zu den bereits seit Jahren voranschreitenden Bemühungen, die Mobilität aus klimatischen Gründen zu dekarbonisieren, kommt nun das Bestreben, von fossilen Energieimporten unabhängig zu werden. Das Ziel ist daher klar gesetzt: Der ÖPNV muss stärker genutzt und auf alternative Antriebsarten umgestellt werden.
Auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP), der das Grußwort auf den eMobility Days bei Daimler Trucks (Daimler Truck AG) hielt, forderte den schnellen Umstieg: „Je mehr Busse mit alternativem Antrieb auf der Straße sind, umso besser für uns alle.“ Demnach stelle der Bund bis zum Jahr 2024 rund 1,25 Milliarden Euro im Rahmen der „Richtlinie zur Förderung alternativer Antriebe von Bussen“ zur Verfügung. Bis zu 80 Prozent der Anschaffungs-Mehrkosten gegenüber konventionellen Bussen und der Aufbau der notwendigen Infrastruktur seien förderfähig.
„Es ist jedoch unabdingbar, dass der ÖPNV hinreichend durch die Regionalisierungsmittel des Bundes und zusätzliche Mittel der Länder finanziert wird. Insbesondere in Rheinland-Pfalz besteht dabei noch Handlungsbedarf“, befindet Stephan Wefelscheid, MdL, verkehrspolitischer Sprecher und Parlamentarischer Geschäftsführer der FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion.
Hinzu kommt, dass ein alleiniger Fokus auf batterieelektrische und wasserstoffbetriebene Busse nicht unbedingt zielführend ist und praktikable Technologien außen vorlässt.
Patrick Kunz, klimapolitischer Sprecher der FREIE WÄHLER Fraktion im Landtag Rheinland-Pfalz, befürwortet daher ein pragmatisches Vorgehen: „Um die dringend notwendige Dekarbonisierung im ÖPNV voranzubringen, können auch E-Fuels, Biogas und BTL-Kraftstoffe ein guter Ansatz sein. Dann kann für den Betrieb weiterhin bestehende Infrastruktur genutzt werden. Auch die Beschaffungskosten und die bei der Umrüstung anfallenden Emissionen wären deutlich geringer. Ein gewisses Maß an Technologieoffenheit halte ich für notwendig, um auf die unterschiedlichen lokalen Bedingungen und finanziellen Optionen angemessen eingehen zu können.“
Wefelscheid sieht zudem noch große Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Elektrifizierung des ÖPNV: „Die letzten beiden Jahrzehnte wurde dieser grundsätzlich nicht ausreichend finanziert und generell an der Infrastruktur in vielen Bereichen gespart. Dabei ist gerade das Stromnetz kritisch – etwa für den Einsatz von Elektrobussen. Denn wenn parallel dutzende Busse laden müssen, mit – wie uns Daimler präsentiert hat – Ladeströmen von teilweise mehreren hundert Kilowatt, ist klar, dass die aktuelle Infrastruktur dafür nicht ausgelegt ist.“
Deshalb fordert Wefelscheid: „Bund und Land müssen dringend anfangen, im großen Stil unsere Stromnetze zu ertüchtigen. Denn auch durch die Mobilitätswende im privaten Sektor wird der bestehende Strombedarf noch massiv steigen. Zur Verfügbarkeit und der Förderung von Ladesäulen hatte ich bereits die Landesregierung angefragt, denn wie der Presse zu entnehmen war, bestehen auch hier noch deutliche Defizite.“